Kochkunst unter strengen Blicken

Die acht besten Koch-Lehrlinge treten im Landesfinale in Donauwörth
gegeneinander an. Anna Degen holt für den Ausrichter einen vierten Platz.

Wer Koch werden will, muss starke Nerven haben. Wenn man sich in dem ohnehin stressigen Beruf dann noch vor einer hochkarätigen Jury bewähren muss, dann ist ein dickes Fell vonnöten. Das, was die Teilnehmer der bayerischen Ausscheidung zum Köchewettstreit um den Rudolf-Achenbach-Preis am Samstag in Donauwörth auf die Teller zauberten, gereichte ihnen allesamt zur Ehre: vom Saiblingfilet mit lauwarmem Mangosalat und Gurkencarpaccio über Ochsenschwanzsuppe mit Pistaziennocken bis hin zur geschmorten Rehkeule mit Apfel-Blaukraut, Servietenknödeln und Maronen.

Die jungen Leute zwischen 17 und 19 Jahren sind erst im dritten Ausbildungsjahr – sie gaben alles. Eine Jury kürte den Sieger (Benno Huber vom Brauereigasthof Aying im Münchner Land), und der wird schon in zwei Wochen um den deutschlandweit ausgetragenen Preis kochen.

Bei der Vorentscheidung wurde nichts dem Zufall überlassen. Am Ende schaute jedes Gericht aber anders aus: Mal gutbürgerlich, mal gourmetmäßig, mal futuristisch in Designerform. Beim Schnippeln, Waschen, Garen und Anrichten schauten den Jungköchen mit strengen Blicken über die Schultern. Zuvor hatten sich die acht Talente in einem theoretischen Fragen-Wettbewerb bereits durchsetzen müssen.

Vier Gänge waren als Menü zuzubereiten für sechs Personen, ganz nach eigenen Ideen. „Wir haben nur lobende Worte gehört“, sagte Kochclub-Chef Ulrich Großmann. Kathrin Achenbach, Mitglied der Geschäftsführung der Delikatessen-Manufaktur, freute sich indes über das hohe Engagement und darüber, „dass so viele Repräsentanten des öffentlichen Lebens gekommen sind“. Das sei ein Indiz für das gute Miteinander.

Die Verkoster – allesamt Ehrengäste des ausrichtenden Clubs der Köche Donau-Ries – ließen sich den Gaumenschmaus dann auch sichtlich munden. Zwei Köchinnen und sechs Köche arbeiteten fünf Stunden in der Lüdwig-Bölkow-Berufsschule, um ein Festmahl der Extraklasse servieren lassen zu können.

„Wir achten auf die Sauberkeit am Arbeitsplatz, auf die Kreativität, den Wareneinsatz und vieles anderer“, verriet der Vorsitzende der Jury. Josef Reitsam stammt aus Mündling und ist heute Koordinator der Berufsschule in München, an der 3000 junge Menschen den Beruf des Kochs erlernen. Ein solcher Preis, so Reitsam, soll die Attraktivität des Berufs hervorheben. Denn die Probleme im Nachwuchsbereich seien nicht zu leugnen: Die Schülerzahl an der Berufsschule in München ist in den letzten Jahren um 50 Prozent zurückgegangen.

Während in der Küche fleißig gewerkelt und gebrutzelt wurde, entspannten sich die Gäste in freudiger Erwartung auf ein hervorragendes Mahl.

Ihre Wertschätzung brachten dem Club der Köche dabei Landtagsabgeordneter Wolfgang Fackler, Vize-Landrat Reinhold Bittner, Oberbürgermeister Armin Neudert und Landesvorsitzender Siegfried Artl vom Tegernsee entgegen.

Ein bisschen Trost benötigte am Ende Anna Degen vom Hotel Gut Wildbad in Wemding, die für den Ausrichter dabei war. Ihre Chefs Doris und Harald Seebauer waren auf ihre Auszubildende richtig stolz. Über den vierten Platz jedenfalls freue sich das ganze Gasthof-Team.

Helmut Bissinger