Diese Schicksale sind ein Mahnmal

Der ADAC Südbayern will mit einer Ausstellung Fahranfänger wachrütteln. Weshalb schwarze Silhouetten dabei helfen sollen, sich in die Geschichten hineinzuversetzen.

Sascha ist 19 Jahre alt. Er befindet sich auf dem Weg zu einer Faschingsparty, als er mit seinem Auto von der Straße abkommt. Der Wagen überschlägt sich mehrfach. Sascha ist nicht angeschnallt. Er wird durch das Dachfenster geschleudert und stirbt noch an der Unfallstelle.

Saschas Schicksal ist eines von sechs, die seit gestern in der Ludwig-BölkowBerufsschule in Donauwörth ausgestellt sind. Der ADAC Südbayern möchte mit der Ausstellung junge Menschen für das Thema Verkehrssicherheit sensibilisieren. Das Motto lautet „Schatten – Ich wollte doch leben!“ Im Mittelpunkt stehen sechs lebensgroße, geschwärzte Figuren. Jede Silhouette steht für einen jungen Menschen, der bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Das Besondere an der Ausstellung ist, dass es sich dabei um reale Fälle handelt. Die Figuren sind sogar einem der letzten Fotos der jungen Erwachsenen nachempfunden.

Die Ausstellung zeigt: Noch immer sterben viele junge Menschen auf Bayerns Straßen, alleine 119 im vergangenen Jahr. Eine Tatsache, die auch die Berufsschule schmerzlich erfahren musste. Ein Schüler war bei einem Unfall im vergangenen Herbst tödlich verunglückt. „Deshalb müssen wir immer wieder das Bewusstsein schärfen und möglichst oft auf die Gefahren hinweisen“, sagt Schulleiter Winfried Schiffelholz.

Zusammen mit dem stellvertretenden Landrat Reinhold Bittner, Bürgermeister Josef Reichensberger und Florian Hördegen vom ADAC Südbayern sprach er vor rund 30 Schülern über das Thema Verkehrssicherheit. Über die Gründe, weshalb gerade viele junge Menschen in Unfälle verwickelt sind, herrschte Einigkeit: „Junge Erwachsene haben eine gewisse Risikobereitschaft. Oft stacheln sie sich auch gegenseitig an“, erklärt Bittner. Im Landkreis Donau-Ries haben Fahranfänger im Jahr 2016 217 Unfälle verursacht – 62 davon durch überhöhte Geschwindigkeit, 28 durch zu geringen Abstand. Allerdings fand Bittner auch lobende Worte: „Nur acht Mal war Alkohol der Grund. Das ist gut, denn das zeigt, dass Alkohol am Steuer ein präsentes Thema bei jungen Fahrern ist.“

Die Referenten erzählten dabei auch von eigenen Erfahrungen aus dem persönlichen Umfeld. „Ein Bekannter ist mit dem Motorrad tödlich verunglückt – solche Ereignisse vergisst man nie“, erinnert sich Reichensberger.

Um das Vergessen geht es auch bei dieser Ausstellung, wie ADAC-Mann Hördegen betont: „Die Jugend hat die Eigenschaft, dass sie schnell vergisst.“ Daher sei eine langfristige Sensibilität wichtig. „Wir wollen mit dieser Ausstellung erreichen, dass sich die jungen Erwachsenen besser in die jeweiligen Geschichten hineinversetzen können“, sagt Hördegen. Das Design der Schatten entwickelte Marlene Schlund während ihres Studiums. Der ADAC hat die Idee aufgegriffen und tourt mit dem Projekt seitdem durch Bayern, aber auch durch andere Bundesländer. Zu der Ausstellung entwarf der Automobil-Club zudem Arbeitsblätter, mit denen die Selbstreflexion der Berufsschüler geschärft werden soll.

Wie so häufig beginnt die Verkehrssicherheit schon mit der Prävention, wie der stellvertretende Landrat Bittner erläuterte: „Wir bieten viele Projekte im Landkreis an, damit junge Erwachsene sicher wieder nach Hause kommen. Es gibt beispielsweise den Kneipenbus oder ein Freigetränk für den Fahrer der Gruppe.“ Auch das begleitende Fahren mit 17 Jahren sei eine Chance, den jungen Fahrern die Emotionalität zu nehmen, die viele zu waghalsigen Manövern verleitet.

Von Fabian Kluge